Üssprach und Schribwiis
Lautmerkmale und Schreibregeln des Obersàxer Titsch
Besondere Lautmerkmale
Die Obersaxer Mundart hebt sich durch besondere Lautmerkmale vom übrigen Walserdeutsch in Graubünden ab. Beispiele: ü wird zu i, ö zu e. Hier heisst es: fiif, filla, Mili; reeschta, leescha, Feena, Eel. An andern Bündner Walserorten sagt man: füüf, fülla, Müli; rööschta, lööscha, Ööl.
Wir zählen uns zu den Westwalsern, und unsere Wurzeln sind im Goms zu suchen. Unser Wortschatz wurde im Laufe der Zeit mit sehr vielen romanischen Ausdrücken durchsetzt. Einige fremdsprachige Ausdrücke wurden aber sicher schon aus dem Wallis mitgenommen oder z. B. durch Söldner importiert.
Vergleichstabelle Obersaxer Laute vs. andere Walserdialekte
Grundsätze der Dialektschreibung
Den Klang einer Mundart genau wiederzugeben ist mit der gewöhnlichen hochdeutschen Schreibweise nicht möglich. Wir halten uns an die Regeln in "Schwyzertütschi Dialäktschrift" 1938 von Eugen Dieth. Ein guter Leitfaden in dieser Richtung sind auch die von der Walservereinigung Graubünden herausgegebenen Wörter- und Geschichtenbücher.
Die Dialektschreibung folgt dem Grundsatz, so zu schreiben, wie gesprochen wird, was dem Leser zunächst ungewohnt erscheint, woran er sich aber leicht und rasch gewöhnt.
Buchcover "Schwyzertütschi Dialäktschrift" von Eugen Dieth
Die A-Laute
A-Laute gibt es in Obersaxen zwei. Das A, a tönt praktisch wie ein A im Hochdeutschen; wagen, fragen, Lage.
Ein Ä, ä würden wir viel zu offen und hell aussprechen.
Der zweite A-Laut ist dunkel, etwa zwischen offenem A und O. Er wird, mit Erlaubnis des Vereins Schweizerdeutsch, unserem Dachverein, als À, à gekennzeichnet.
Beispiele: wààra, Ààra; wird gesprochen wie im Englischen warm, arm.
Achtung!
Haarz = Herz; Hààrz = Harz;
faara = letztes Jahr; fààra = fahren.
Grafische Darstellung der zwei A-Laute
I-Laute und weitere Vokale
Geschlossene i
iischa, Iisa, Wii
Offene i
Zwischen i und e gesprochen
dinna, hinna, Himal, ireda
In einigen Fällen kommen beide I-Laute direkt hintereinander vor: schii (sie), drii, frii, Sennarrii – wobei das erste i offen, das zweite geschlossen tönt.
Sprechen wir wie in der Schriftsprache
Gibt es nicht – Dehnung durch Verdoppelung: Jààr (nicht Jàhr), Giir (nicht Gier)
Konsonanten und Besonderheiten
Nur für unumgängliche Betonung: regénta, úbarjaarig, ubarná
Im Anlaut schp/scht gesprochen, aber sp/st geschrieben: spinna, stiicha
Im In- und Auslaut: Chàschpar, zàschpa, Mischt, ischt
Fuggs, saggs
Auch am Wortanfang = geschärfte Aussprache: chauffa, pfiiffa, Vàttar, ggliich, Ggrààgga
Verschärfung normalerweise durch Verdoppelung, Ausnahme ch/sch: nicht rachcha, waschscha, sondern racha, wascha (Unterstreichen kennzeichnet Verschärfung)
Grammatische Hinweise
meina → gmeint, stauba → gstaubat, ààcha → gààchat, gàà → ggànga, ha → gha, chlepfa → gchlepft, kija → gkit, schida → gschitta
Mit Zurückhaltung: i han di gaara, wàn ar cho ischt
Nicht: wian an Hund, sondern wia an Hund
dr = der, d = die, ds = das
Bei Vornamen: dr Peetar, d Anna, ds Neesi
Ans vorhergehende Wort: wills, obs, gits, wenns, sigs, geits, sinds
Zusammengehängt: bima, vuma, wema, heiwar, siwar, tiawar, gaawar